Organisation von Regionalparks – auf welchem Fundament kann ein Regionalpark stehen?
Die Organisationsformen und Managementstrukturen der Regionalparks unterscheiden sich je nach räumlicher Ausgangslage, Gründungsimpuls und regionalspezifischer Problemstellung. In einigen Fällen sind sie bereits in den vertraglichen Grundlagen der Regionalparks festgelegt, in anderen haben sie sich im Laufe der Entwicklung als geeignete Struktur herausgebildet.
Regionalparks können entweder in bestehende Institutionen integriert oder als eigene Körperschaften organisiert werden. Je nach räumlichem Zuschnitt und Aufgabenfeld ist die Organisation des Regionalparks auf kommunaler, interkommunaler oder regionaler Ebene angesiedelt.






Landschaftspark Stuttgart: Regionalpark als gesetzliche Pflichtaufgabe
Der Landschaftspark Region Stuttgart ist als gesetzliche Pflichtaufgabe im Verbandsgesetz des Verbands Region Stuttgart verankert. Organisation und Management liegen vollständig beim Verband, der den Regionalpark in seine Verwaltungs- und Planungsstrukturen integriert hat. Dadurch bestehen kurze Wege zur Regionalplanung sowie die Möglichkeit, die personellen und technischen Ressourcen des Regionalverbands effizient zu nutzen. Die institutionelle Finanzierung erfolgt über den Haushalt des Verbands Region Stuttgart, finanziert durch die Umlage der beteiligten Kommunen. Ein jährliches Kofinanzierungsbudget von 1,5 Milionen Euro (Förderanteil 50 %) ermöglicht die Umsetzung zahlreicher Freiraumprojekte in der Region, die über den Landschaftspark koordiniert und gefördert werden.
Grüner Ring Region Bremen: als Verein organisierter Kommunalverbund
Der Grüne Ring Region Bremen ist in den Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen e. V. eingebunden, der als Verein organisiert ist. Innerhalb dieses Zusammenschlusses bildet der Grüne Ring ein eigenständiges Projekt des Kommunalverbunds, dem neben der Metropole Bremen acht weitere Städte, 16 Gemeinden und zwei Landkreise angehören.
Das Management des Grünen Rings ist in die Strukturen des Kommunalverbunds integriert und wird dort ämterintern mitbetreut. Inhaltlich verfolgt der Grüne Ring ein linear-vernetztes Freiraumkonzept, das auf stadtregionale Erholung und die Qualifizierung des Radwegenetzes ausgerichtet ist. Die Finanzierung erfolgt über den Haushalt des Kommunalverbunds, der hierfür einen eigenen Wirtschaftsplan erstellt.
GrünGürtel Frankfurt/Main: integriert in die kommunale Stadtverwaltung
Der GrünGürtel Frankfurt, 1991 gegründet, ist vollständig in die kommunale Stadtverwaltung Frankfurt am Main integriert. Sein Bezugsraum umfasst die Freiräume rund um die Kernstadt – etwa ein Drittel der Stadtfläche. Die Steuerung erfolgt durch eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Umweltamt, Grünflächenamt und Stadtplanungsamt unter Leitung des Umweltamts. Das Projekt wird personell in der Stadtverwaltung verankert und aus dem städtischen Haushalt finanziert. Mit der einstimmig beschlossenen GrünGürtel-Verfassung wurde der Regionalpark vertraglich und politisch abgesichert – einschließlich der Ausweisung der Flächen als Landschaftsschutzgebiet. Der GrünGürtel Frankfurt kooperiert eng mit dem Regionalpark RheinMain.
Regionalpark RheinMain: gesteuert durch eine Dachgesellschaft
Die zentrale Steuerung des Regionalparks RheinMain liegt seit 2005 bei der Regionalpark Ballungsraum RheinMain GmbH, einer von Städten, Landkreisen, dem Planungsverband und dem Land Hessen getragenen Dachgesellschaft. Sie vereint 15 Gesellschafterinstitutionen, darunter sieben Landkreise, sechs Städte, den Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main sowie das Land Hessen.
Das Aufgabenfeld des Regionalparks ist breit gefächert und umfasst übergreifende Planung, Koordination, Projektentwicklung und -förderung, ebenso wie Öffentlichkeitsarbeit, Mittelakquise, Kontrolle und Unterhaltung der Freirauminfrastrukturen.
Das Gesetz über die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main verankert die Dachgesellschaft mit zentraler Geschäftsstelle als Trägerin der konzeptionellen und strategischen Aufgaben. Ergänzend wurden sechs teilräumliche Durchführungsgesellschaften eingerichtet, die für die operative Projektumsetzung und Pflege zuständig sind. Die institutionelle Finanzierung des Regionalparks erfolgt über jährliche Beiträge der Gesellschafter.
Regionalpark Barnimer Feldmark: als Verein organisierter Regionalpark im Nordosten Berlins
Der Regionalpark Barnimer Feldmark im Nordosten Berlins ist ein Beispiel für einen vereinsorganisierten Regionalpark (Regionalpark Barnimer Feldmark e. V.), der trotz seiner vergleichsweise geringen Fläche über die Landesgrenze von Berlin und Brandenburg hinweg reicht.
Zu den Vereinsmitgliedern gehören Kommunen, Berliner Bezirke, Landkreise sowie Verbände aus Naturschutz, Tourismus und Wirtschaft. Die Aufgaben des Regionalparks umfassen die konzeptionelle Weiterentwicklung, Projektentwicklung und -umsetzung sowie Öffentlichkeitsarbeit. Eine eigene Geschäftsstelle gewährleistet die kontinuierliche Koordination der Aktivitäten.
Der Aufbau des Regionalparks geht auf eine Initiative der Gemeinsamen Landesplanung Brandenburg/Berlin (1998) zurück, die eine Bottom-up-Strategie zur Entwicklung von Regionalparks anstieß. Seit 2003 wird diese durch den Dachverband der Regionalparks in Brandenburg und Berlin e. V. ergänzt, in dem Bezirke und Kommunen beider Länder organisiert sind.
Grüner Ring Leipzig: freiwilliger interkommunaler Zusammenschluss
Der Grüne Ring Leipzig entstand als freiwilliger interkommunaler Zusammenschluss auf Grundlage einer Zweckvereinbarung nach § 73 des Sächsischen Gesetzes über kommunale Zusammenarbeit. Der Zusammenschluss bildet einen freien, unselbstständigen Arbeitskreis, dem derzeit 14 Kommunen und zwei Landkreise angehören.
Alle beteiligten Kommunen haften gemeinsam für die Aktivitäten und Infrastrukturen des Grünen Rings. Die Organisation verfügt über eine eigene Geschäftsstelle, deren Finanzierung über eine Mitgliederumlage erfolgt.
Die erfolgreiche Umsetzung zahlreicher Projekte beruht auf einer klaren Aufgabenteilung und einer Kooperation auf Augenhöhe zwischen den Partnerkommunen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Stadt Leipzig, die den Grünen Ring insbesondere in den Bereichen Strategie, Planung, Projektentwicklung und Finanzierung maßgeblich unterstützt.
Die unterschiedlichen Organisationsformen der Regionalparks haben sich jeweils als zweckmäßig und funktionsfähig erwiesen. Grundsätzlich verfügen die großräumig angelegten Regionalparks, die über Regionalverbände getragen werden, über bessere personelle und finanzielle Ressourcen sowie über professionelle Kommunikationsstrukturen. Dieser konzeptionellen Stärke und institutionellen Absicherung steht jedoch oft eine größere Distanz zu Kommunen, Landschaftsakteuren und Bürgerschaft gegenüber. Hier zeigen die kleineren, vereinsbasierten Regionalparks ihre Stärke, da sie zivilgesellschaftliche Akteure aktiv einbinden und eine direktere Beteiligung ermöglichen. Freiwillige Zusammenschlüsse benötigen eine starke Unterstützung durch zentrale Stadtverwaltungen, um wirksam agieren zu können. Die Integration in kommunale Gebietskörperschaften bietet den Vorteil, Freiraumschutz und -entwicklung verbindlich zu verankern, erfordert jedoch zusätzliche Kooperationsstrukturen, um eine stadtregionale Vernetzung dauerhaft zu sichern.
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| Regional verband | Zugang zu Datengrundlagen, technischen Ressourcen und Netzwerken des Regionalverbands | Große „Flughöhe“ und „Distanz“ zu Kommunen, Akteursgruppen und Bevölkerung |
| Strategische und konzeptionelle Abstimmung mit Zielen der formellen Freiraum- und Regionalplanung | Aufwendige und langwierige Kooperations- und Aktivierungsprozesse zur Umsetzung gemeinsamer Projekte | |
| Erleichterte Rückkopplung der Regionalparkergebnisse in die formelle Regionalplanung | ||
| Erleichterte Umsetzung innovativer bzw. aufwendiger Partizipations- und Kooperationsprozesse | ||
| Feste Verankerung der Regionalparks über gesetzliche oder vertragliche Regelungen | ||
| Gesicherte institutionelle Finanzierung |
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| Kommunalverbund | Aufgabenorientierter Zuschnitt des Regionalparks durch freiwilligen Zusammenschluss engagierter Kommunen | Vergleichsweise geringe Personalisierung und Grundfinanzierung |
| Gesicherte institutionelle Finanzierung des Regionalparks über Haushalt des Kommunalverbunds | Kooperation mit der formellen Raumplanung nicht geregelt, kann sehr unterschiedlich ausfallen | |
| Starke Projektorientierung und intensiver Akteursbezug |
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| kommunale Gebietskörperschaft | Geregelte Personalisierung innerhalb der städtischen Ämter | Hohe finanzielle Abhängigkeit vom jeweiligen städtischen Haushalt (sofern keine vertragliche Fixierung) |
| Gesicherte personelle und finanzielle Ausstattung durch politisch vereinbarte vertragliche Grundlagen | Interkommunale Kooperation nur auf freiwilliger Basis | |
| Klare räumliche Aufgabenschwerpunkte durch lokales räumliches Bezugssystem | Interkommunale Vernetzung der Freiräume abhängig von Kooperationserfolg | |
| Stärkung des Freiraumschutzes über vertraglich festgelegte Verankerung in der formellen Planung |
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| Regionale Entwicklungs- gesellschaft | Autarke Regionalparkorganisation mit starker finanzieller Ausstattung und Personalisierung | Ausrichten unterschiedlicher Akteursgruppen mit verschiedenen Interessenlagen auf gemeinsame freiraumpolitische Ziele und Handlungsfelder |
| Auch zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen als Gesellschafter möglich | Regionalparkgesellschaft weitgehend abgekoppelt von formellen regionalplanerischen Instrumenten und Zielsetzungen | |
| Starke Projektorientierung durch Trennung in konzeptionell und koordinierend agierende Dachgesellschaft und umsetzungs- und pflegeorientierte Durchführungsgesellschaften | ||
| Verlässliche finanzielle und organisatorische Rahmenbedingungen durch Gesellschaftervertrag |
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| Regionalparkverein | Erleichterte Zusammenarbeit der am Verein beteiligten Gebietskörperschaften über Ländergrenzen hinweg | Meist geringe personelle und finanzielle Ressourcen |
| Integration von zivilgesellschaftlichen Organisationen in die Regionalparkorganisation | Aufgabenbereiche der vereinsbasierten Regionalparks meist auf erholungsbezogene Inhalte fokussiert | |
| Bottom up-Gründung und -Betrieb des Regionalparks sowie flexible Management- und Personalisierungsstrukturen möglich | Nur punktuelle Kooperation mit formellen Planungsstellen |
| Stärken | Schwächen | |
|---|---|---|
| kommunale Arbeitsgemeinschaft | Förderung der interkommunalen Kooperation auf Augenhöhe durch flexible Handhabung und vertragliche Regelung der Zusammenarbeit | Effektivität stark von der Unterstützung durch die kommunalen Verwaltungen (der zugehörigen Metropole) abhängig |
| Erleichterte aktive Mitarbeit und Unterstützung durch die Mitgliedskommunen | Geringe Bindung der beteiligten Kommunen in Konfliktfällen | |
| Starke Projektorientierung und intensiver Akteursbezug |
