Aufgaben der Freiraumentwicklung in Stadtregionen

Herausfordernde Aufgaben zum Schutz und zur Gestaltung stadtregionaler Freiräume

Der rasche Landschaftswandel, die zunehmende Nutzungsvielfalt und die wachsenden Flächenkonkurrenzen in (sub-)urbanen Räumen stellen die formellen Instrumente der Raumordnung und Regionalplanung vor komplexe Aufgaben. Freiräume müssen heute vielfältige Funktionen erfüllen und unterschiedlichste Ansprüche einer mobilen Gesellschaft abdecken – sie werden zu „Alleskönnerlandschaften“. Die aktive Sicherung, Qualifizierung und Gestaltung von Landschaften und Freiräumen in den Stadtregionen ist daher zu einer zentralen Aufgabe der Raumordnung geworden.

Im Folgenden werden die herausfordernden Aufgaben für die stadtregionale Freiraumentwicklung vorgestellt.

Der anhaltende Verlust von Freiflächen in Stadtregionen macht den Schutz zusammenhängender, verwaltungsgrenzenübergreifender Landschaftsräume zu einer zentralen Voraussetzung nachhaltiger und auf Resilienz ausgerichteter Freiraumentwicklung. Diese Sicherungsaufgabe liegt in erster Linie in der Verantwortung der formellen Regional- und Bauleitplanung sowie der Naturschutzfachplanung; sie kann durch die Einrichtung von Regionalparks oder Grüne Ringe gestützt werden. Auf stadtregionaler Ebene erfolgt der Freiraumschutz häufig über die Festlegung von Grünzügen und Grünzäsuren vonseiten der Regionalplanung oder durch die Ausweisung von Schutzgebieten gemäß Naturschutzrecht über die Fachplanung.

Die heterogenen, vielfach fragmentierten suburbanen Landschaften erfordern eine aktive, qualitätsorientierte Freiraumentwicklung über kommunale Grenzen hinweg. Ziel ist es, die spezifischen Potenziale und Begabungen der Freiräume und Landschaften zu fördern – und dabei vor allem die großräumigen funktionalen Bezüge in den Blick zu nehmen. Aufgrund komplexer Akteurskonstellationen und hoher Nutzungskonkurrenzen sind diese Prozesse jedoch langwierig und ressourcenintensiv. Diese Querschnittsaufgabe erfordert personelle und instrumentelle Kapazitäten, insbesondere auf regionaler Ebene.

Viele Freiräume in Stadtregionen haben im Kontext von Suburbanisierung und einer flächigen Intensivierung der Freiraumnutzungen ihre Qualitäten verloren. Vielfach entstehen so aus der Perspektive des Landschaftsschutzes Defiziträume und der Bedarf an neuen Verbundstrukturen. Für diese Freiräume und Landschaften mit besonderem Handlungsbedarf sind Gestaltungsziele zu formulieren und neue Qualitäten durch flächige, lineare oder punktuelle Interventionen zu entwickeln. Ein qualitätvolles Freiraumnetz kann dabei helfen, Naturräume zu verknüpfen und heterogene bauliche Nachbarschaften einzubetten. Freiräume mit besonderem Entwicklungsbedarf sollten in der formellen Planung gezielt benannt und planerisch verankert werden.

Freiräume übernehmen vielfältige Funktionen, beispielsweise in Bezug auf Klimaanpassung und Klimaschutz, Landschaftswasserhaushalt und Bodenschutz, Biodiversität und Biotopverbund, Erholung, Gesundheit und Naturerleben. Moderne Freiraumkonzepte fördern daher gezielt Multifunktionalität: Dieselbe Fläche soll mehrere, miteinander vereinbare Landschaftsfunktionen bzw. Ökosystemleistungen erfüllen. Auch die Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (ARL) verweist in ihrer Veröffentlichung zur „Freiraumwende“ darauf, dass Ansätze zur Stärkung der Multifunktionalität des Freiraums in den Fokus der Raumordnung rücken müssen (ARL 2025).

Angesichts knapper Flächen müssen Nutzungskonkurrenzen durch intelligente Mehrfachnutzungen entschärft werden. Ziel ist es, den Flächendruck in suburbanen Verdichtungsräumen zu mindern und qualitativ hochwertige Lösungen zu entwickeln. Beispiele dafür sind:

  • Der Klimaschutz wird insbesondere durch die Ansiedlung erneuerbarer Energien landschaftswirksam. Kompatible Mehrfachnutzungen, beispielsweise die Kombination von Freiflächen-Photovoltaik mit Landwirtschaft, Erholungsnutzung oder Entsorgungswirtschaft, helfen dabei, den zusätzlichen Flächenbedarf zu reduzieren und Nutzungskonflikte zu entschärfen. 
  • Regenrückhaltebecken oder gesteuerte Retentionsräume (Polder) können so gestaltet werden, dass sie Hochwasser- und Gewässerschutz, Naturschutz und Biotopverbund sowie Erholung zugleich ermöglichen. Dies sind ebenso Beispiele für eher naturbasierte Lösungen anstelle von rein technisch-baulichen Lösungen.

Klimaanpassung ist aufgrund des sich beschleunigenden Klimawandels eine prioritäre Aufgabe. Klimaanpassung erfordert grün-blaue Infrastrukturen, die Hochwasserschutz, Starkregenvorsorge, Ausgleich thermischer Belastung und Überbrückung sommerlicher Trockenheitsphasen klug miteinander verbinden. Klimaanpassungsbedarfe bringen zudem Synergien für andere Ökosystemleistungen von Freiräumen, insbesondere im ökologischen und gesundheitlichen Bereich. Fließgewässer, Uferbereiche und Auen bieten als „blaue Infrastruktur“ besonders große Potenziale, um multifunktionale Aufgaben im Bereich der Klimaanpassung zu übernehmen, auch in urbanisierten Gebieten. Dafür sind komplexe Planungsverfahren, enge Abstimmungen und vorausschauendes Flächenmanagement notwendig. 

Zugleich muss die Klimaresilienz der Freiräume angesichts wachsenden Trockenheits- und Hitzestresses gestärkt werden. Insbesondere die Waldbereiche, aber auch gewässer- und grundwasserbezogene Freiräume erfordern prioritäre Umbau- und Gestaltungsmaßnahmen.

Wälder, Moore und vernässte Auenböden binden CO₂ aus der Atmosphäre und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz. Auch die stadtregionalen Landschaften können durch ihre großen Anteile an Auen, Wäldern und – in manchen Regionen – Moorflächen wesentlich zum Klimaschutz beitragen. Um dieses Potenzial, insbesondere durch Wiederbewaldung und Wiedervernässung, zu nutzen, sollten land- und forstwirtschaftliche Nutzungen sowie die Wasserwirtschaft gezielt klimaschutzorientiert ausgerichtet und unterstützt werden.

An den Stadträndern besteht zumeist hoher Handlungsbedarf: Monofunktional genutzte Freiräume bieten oft weder ökologische noch soziale Qualitäten; kleinteilige (privat genutzte) Freiraummosaike erschweren die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit; Infrastrukturtrassen und großformatige Bebauung unterbrechen Wegebeziehungen. In diesen „Alltagslandschaften“ treffen Erholung, Landwirtschaft, Infrastrukturbedarf, Bauerwartungsland und zu schützende Freiraumfunktionen auf engem Raum aufeinander – häufig mit der Folge eines schleichenden Qualitätsverlusts. Notwendig sind kooperative Gestaltungsprozesse, die Nutzungen besser verzahnen und landschaftliche Qualitäten gezielt fördern.

Verkehrs- und Infrastrukturachsen sowie Siedlungs- und Gewerbebänder zerschneiden stadtregionale Landschaften. Durch grüne Korridore, Wegeverbindungen und ein gutes ÖPNV-Angebot können Freiräume besser vernetzt und für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich gemacht werden. Solche Verknüpfungen fördern eine nachhaltige, aktive Mobilität und stärken die Identität der Stadtregionen. Wichtige Bausteine zu deren Aufbau sind handlungsfähige Organisationseinheiten, integrierte Planungen und eine Verstetigung von Betrieb und Unterhaltung (Umweltbundesamt 2025).

Neben der Qualifizierung stadtregionaler Landschaften und ihrer Erholungsinfrastruktur ist die kontinuierliche Pflege bestehender, gestalteter Freiräume entscheidend. Grünflächen, Baumreihen und Streuobstwiesen bedürfen der extensiven Nutzung und Pflege, erholungsbezogene Infrastrukturen wie Wege, Stege, Aussichtstürme, Bänke und Beschilderungen müssen kontrolliert, unterhalten und bei Bedarf erneuert werden. Im stadtregionalen Kontext sind dafür interkommunale Kooperationen erforderlich. Eine aktive Einbindung von Flächennutzenden und Landschaftsakteuren unterstützt die langfristige Sicherung der Freiraumqualität.